Ja, ist denn schon Weihnachten? Fast. Und wie jedes Jahr gibt es im Netzwerk Texttreff wieder die Blogwichtelaktion: Jede, die mag, macht mit und wird per Losverfahren einer Kollegin zugeteilt, die sie dann mit einem Blogbeitrag bewichtelt. Ich schulde meiner Wichtelpartnerin Sandra Schindler noch meinen Beitrag, aber hier kommt mein Wichtelgeschenk von meiner Kollegin Katja Flinzner von mehrsprachig handeln. Sie schenkt mir einen schönen Strand in Asturien, ist das nicht toll? Voilá:
Vergangenen Sommer habe ich mir einen Traum erfüllt. Seit Jahren schon begleitete mich nämlich das Foto eines Strandes, der Playa de la Ballota in Asturien, über das ich irgendwann einmal in den Tiefen des Internets gestolpert war.
Es hat mich nicht mehr losgelassen, und ich hatte mir geschworen: Da will ich mal hin. Hätte ich eine „Löffelliste“ gehabt, dieser Strand hätte draufgestanden.
Da ich ja schon in jeder Ecke Spaniens mal war, von Barcelona über Madrid bis Granada, an der nördlichen Atlantikküste aber noch nie, wuchs der Gedanke fleißig weiter. Und so habe ich den Rest der Familie solange bearbeitet, bis wir uns im Juli dieses Jahres mit Sack und Pack auf die gut 1.600 km lange Fahrt nach Asturien gemacht haben.
Unser Ziel hieß Niembru, ein kleines Dorf in der Nähe von Llanes, in dem wir ein Ferienhaus gebucht hatten. Wie sich vor Ort dann herausstellte, das schönste Ferienhaus, das man sich nur wünschen kann! Nicht nur, dass es eine Terrasse wie aus einem Rosamunde-Pilcher-Film hatte, es lag auch noch direkt am Camino de Santiago, so dass ich an meinem Lieblingsplatz, auf dem Sofa sitzend und bei einer Tasse Tee in einem guten Buch lesend immer wieder von freundlichen Pilgern gegrüßt wurde. Eine einfach umwerfende, freundliche Atmosphäre, die sich durch den ganzen Urlaub ziehen sollte.
Niembru selbst liegt an einem Hang, auf der Rückseite ist das Meer. Und hat eine solch perfekte Lage, dass man jeden Tag die Qual der Wahl hat, denn fußläufig lassen sich drei ganz unterschiedliche Strände erreichen: die überaus beliebte, weil direkt mit einem Parkplatz versehene Playa de Toranda, die große halbmondförmige Playa de Torimbia, die alleine deshalb meist ein wenig leerer ist, weil man doch einigermaßen gut zu Fuß sein muss, um dorthin zu gelangen, und unser Lieblingsstrand: die kleine Ría de Niembru, in der sich bei Ebbe das Meer so weit zurückzieht, dass ein langgezogener Strand mit vielen Bächen, Becken und Rinnsalen in einer versteckten, von Höhlen und Bergen umrandeten Bucht entsteht.
Und wenn man dann im Meer steht und sich in Richtung Land umdreht, schaut man auf: die Berge! Und was für welche! Direkt im Hinterland, keine 20 km vom Meer entfernt, beginnen die Ausläufer der Picos de Europa. Bis zum Torre de Cerredo, dem 2.648 m hohen höchsten Gipfel des Nationalparks, sind es weniger als 50 km. Keine halbe Stunde dauert es deshalb, bis man vom Strand aufbrechend durch grüne Täler wandert und schneebedeckte Gipfel vor sich sieht.
Aber natürlich gibt’s in Asturien nicht nur Natur. Gemütliche Städtchen wie Llanes oder Ribadesella laden zum Bummeln ein und selbstverständlich reiht sich dort, wie überall in Spanien, Café an Bar an Restaurant. Und auch zum Mitnehmen gibt es reichlich Leckereien, ob die klassische Empanada de Atún, die mit herzhafter Chorizo gefüllten Bollos preñaos oder auch ein wenig Obst, gerne auch aus (oder in) Schokolade…
Wenn ich nach Spanien komme, fühle ich mich jedes Mal sofort wie zu Hause. Ich überquere die Grenze, steige aus dem Zug oder komme aus dem Flughafen und merke: Ja, hier bin ich richtig! Und ich bin sicher, dass es dafür vor allem einen Grund gibt: die unglaubliche Herzlichkeit der Spanier! Asturien macht da keine Ausnahme, ganz im Gegenteil. Von der Eisverkäuferin am Strand, die uns geduldig sämtliche exotischen Eissorten erklärte, über die Besitzerin der Papelería und Mini-Librería in Llanes, die in ihrer, naja, sagen wir mal, typisch spanisch sortierten Bücherecke eine halbe Stunde lang nach dem neuesten Titel von Carlos Ruiz Zafón suchte (und ihn fand!) bis hin zum betagten Nachbarn, der mit einer Handvoll frisch gepflückter, saftiger Pflaumen am Gartenzaun auf uns wartete – so viel Freundlichkeit, Warmherzigkeit und Gastfreundschaft findet man nicht überall. Und so nette, hilfsbereite Vermieter auch nicht. Am schwersten fiel uns der Abschied von der Standard-Besetzung der örtlichen Bar in Niembru, die nicht nur geschlossen mit uns mitgefiebert (und später mitgefeiert) hatte, als wir beim Finale der Fußball-Weltmeisterschaft zitternd vor dem Bar-Fernseher saßen, sondern auch immer etwas Wissenswertes oder Amüsantes über die Region, die Touristen oder das Wetter zu erzählen hatte.
Ihr merkt schon – ich würde sofort wieder hinfahren. Am liebsten wieder im Juli, da sind die Spanier nämlich nur sehr spärlich im Urlaub, die große Reisewelle geht hier erst im August los. Was nicht bedeutet, dass nicht auch im Juli die beliebtesten Strände bei gutem Wetter und vor allem am Sonntag so voll sind, dass man kaum noch hinkommt. Für Hochsommer-Verhältnisse ist es insgesamt dennoch erstaunlich ruhig, was wohl unter anderem daran liegen mag, dass sich in den Norden Spaniens nur eine Handvoll Deutsche, Franzosen, Briten oder andere ausländische Touristen verirren. Warum eigentlich? Wahrscheinlich, weil keiner dem Wetter in Asturien so richtig über den Weg traut, und das nicht ganz zu Unrecht. Schließlich haben die prächtigen Blumen in den Gärten und das viele Grün an den Hängen auch ihren Grund: In Asturien regnet es viel und man sollte sich darauf gefasst machen, dass die dicken Wolken, die in den Bergen hängen, auch ab und zu ihren Weg an die Küste finden. Manchmal bleiben sie aber auch den ganzen Tag im Sichtweite hängen, während man am Strand die Sonne genießt – Nervenkitzel inklusive.
Und was war mit dem Traumstrand? Natürlich waren wir auch an der Playa de la Ballota. Die liegt wenige Kilometer östlich von Llanes und lässt sich – auch wenn der steile Anfahrtsweg nur mit guten Bremsen zu empfehlen ist – relativ bequem mit dem Auto erreichen; es bleibt nur ein kurzer Fußweg. Bei gutem Wetter dürfte sich allerdings bei weitem nicht immer ein Parkplatz finden lassen. Wie es sich für einen Traumstrand gehört, ist auch die Playa de la Ballota einfach traumhaft schön – auch in echt, allerdings mit ziemlich vielen Felsen übersät, sodass man vor allem bei starker Brandung ein wenig auf seine Knochen aufpassen sollte. Entspannter baden lässt es sich an fast allen anderen Stränden – übrigens bei gänzlicher Abwesenheit von Quallen, Algen oder sonstigen Störfaktoren.
Fehlt also nichts? Fast nichts. Wer am Strand am liebsten auf Muschelsuche geht, der wird hier enttäuscht sein, denn die sind absolute Mangelware. Gibt aber Schlimmeres, oder?
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