Es war eine gute Idee, Atlanta zum Abschluss der Reise anzusteuern. In erster Linie natürlich wegen des Direktflugs nach Frankfurt, aber auch, um langsam wieder aus dem Urlaubs- in einen etwas geschäftigeren Modus zu kommen. So haben wir dann auch in den zwei Tagen vier Museen bzw. Sehenswürdigkeiten besucht. Die Stadt selbst hat uns gut gefallen, soweit man das nach einem so kurzen Aufenthalt beurteilen kann. Aber Atmosphäre ist ja immer auch Bauchgefühl, und das passte hier. Dazu absolut angenehmes Klima – schön warm tagsüber, sodass wir an den Nachmittagen immer noch schnell einen Hüpfer in den Pool machen konnten, und abends war es angenehm zum Draußensitzen. Kulinarisch war es auch klasse: Ich habe endlich noch schnell vor Schluss black-eyed peas, fried green tomatoes (note to self: unbedingt mal wieder den Film gucken) und Mint Julep probiert (lecker!) – wir haben hier enorm schmackhafte Südstaaten-Küche genossen.
Den ersten Tag hatten wir mit dem Georgia Aquarium begonnen, und direkt danach liefen wir rüber zur CNN-Zentrale, wo wir mal wieder in eine kurz darauf beginnende Führung reinstolperten. Etwa eine Dreiviertelstunde lang wanderten wir treppauf und treppab durch das verwirrende Gebäude, schauten in den Newsroom und in Studios und erfuhren allerlei Interessantes über das Tagesgeschäft des weltgrößten Nachrichtensenders.
Unser erster Programmpunkt heute war das Martin Luther King Center: Es besteht aus mehreren Gebäuden (u. a. seinem Geburtshaus, der Kirche, in der er predigte, einem Visitor Center mit ausführlichen Informationen und seiner Grabstätte. Hier gedenkt Atlanta ihres wohl berühmtesten Bürgers, der die amerikanische Bürgerrechtsbewegung so entscheidend prägte. Ein sehr spannendes Informationszentrum, wo es mal wieder eine (wunderbare) Herausforderung war, die völlig irren und unverständlichen Gesetzmäßigkeiten der Rassentrennung und Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung Amerikas kindgerecht zu erläutern. In einem bewegenden Film über MLKs Leben spürten wir, warum er die Menschen so mitriss und überzeugte. Die berühmte „I have a dream“-Rede durfte natürlich nicht fehlen, und am Ende fragt man sich, wie die Welt heute aussähe, wenn dieser Mann nicht mit 39 schon erschossen worden wäre.
Danach folgte das absolute Kontrastprogramm mit World of Coca Cola, dem Firmenmuseum der braunen Zuckerbrause. Ein quietschbuntes Marketinguniversum, das einem den berühmten Schriftzug quasi auf die Netzhaut brennt. Eigentlich wollte ich bei der cheerleadermäßigen Begrüßung schon wieder gehen, aber dann war es doch irgendwie amüsant, das Gewese um das streng geheime Rezept der Original-Cola und den Kult um die Marke zu erleben. Ich setzte die Werbetexterinnen-Brille auf, und so war es dann doch spannend, aber insgesamt stehe ich nicht so auf verordnete Begeisterung. Wie formulierte es der Liebste so überaus treffend? „Das ist jetzt nochmal Amerika zum Abgewöhnen“. Lustig war es, sich im Tasting Room durch die zig Sorten Blubberlutsch aus fünf Kontinenten zu probieren – war auch recht hilfreich gegen die Unterzuckerung aufgrund des ausgefallenen Mittagessens.
Insgesamt waren diese beiden Tage in Atlanta sehr abwechslungs- und kontrastreich, und was ich im Unterschied zum Beispiel zu Orlando sehr genossen habe: Anfang September (nach dem Labor Day) war es überall angenehm leer. Wir mussten bei keiner der Sehenswürdigkeiten Schlange stehen, was es überhaupt nur möglich machte, diese in der relativ kurzen Zeit und trotzdem entspannt zu besuchen.
Und ganz zum Schluss noch unser Restauranttipp: Auntie Pittypat’s Porch, in Downtown Atlanta. Toller Laden, den wir per Zufall beim Vorbeigehen entdeckt haben, und der alle Südstaaten-Klischees bedient, inklusive Rhett-Butler- und Scarlett-O’Hara-Pappkameraden. Wunderbar! Genau das Richtige zum Abschluss einer Südstaaten-Reise.
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