Am Tag nach der Museumsdröhnung zog es uns aus der Stadt hinaus, etwa 20 Meilen den Mississippi hinauf: zur Destrehan Plantation. Die Anlage wurde zwischen 1787 und 1790 von Robert Antoine Robin de Logny zum Zweck des Anbaus von Indigo gebaut und ist damit die älteste Plantage im unteren Mississippi-Tal. Wir stolperten quasi direkt bei der Ankunft in eine Führung durch das Haupthaus und konnten danach das restliche Gelände – die Sklavenunterkünfte und verschiedenen Werkstätten – auf eigene Faust erkunden.
Woran denkt man bei „Südstaaten-Plantage“? An Baumwolle, oder? Wir lernten aber schnell: Für Baumwolle war es hier in der Gegend viel zu feucht, alle Plantagen am unteren Mississippi bauten Zuckerrohr an. So auch Destrehan: Nach dem Tod von Robin de Logny übernahm dessen Schwiegersohn Jean-Noël Destréhan 1792 die Plantage und stellte sie kurz darauf auf Zuckerrohr um. Es folgte eine wechselvolle Geschichte, zunächst des wirtschaftlichen Erfolgs auf Basis von Sklaverei. Nach deren Abschaffung nach dem amerikanischen Bürgerkrieg 1865 wurde die Anlage vom sogenannten Freedmen’s Bureau übernommen, einer staatlichen Organisation zur Unterstützung befreiter Sklaven.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts übernahm ein Ölunternehmen die Gebäude, bis sie 1959 aufgegeben wurden. Nach 12 Jahren des Verfalls und der Plünderung übernahm die River Road Historical Society die Anlage, rekonstruierte sie und machte sie der Öffentlichkeit zugänglich. Die auf dem Gelände stehenden Sklaven-Cabins und Werkstätten wurden rekonstruiert, teilweise von anderen Plantagen nach Destrehan gebracht, da sie während der Zeit des Ölunternehmens abgerissen worden waren. Übrigens war Destrehan Drehort eines bekannten Films – wer erkennt das Setting auf nebenstehendem Bild?
Nach diesem lehrreichen Ausflug kehrten wir nach New Orleans zurück und gingen abends in den Jazzclub Snug Harbor, wo wir erleben durften, wie sich die 15 Musiker des Uptown Jazz Orchestra auf die Mini-Bühne quetschten und absolut mitreißenden Jazz-Bigband-Sound mit 5 Saxofonen, 4 Posaunen, 3 Trompeten plus Piano, Schlagzeug und Bass ablieferten. Großartig! Mir fehlt ja bei Instrumentalmusik sonst immer ein bisschen der Gesang, aber hier fehlte gar nichts!
Die Zaubermaus als einziges Kind im Publikum (man kann mit der musikalischen Grundbildung in Sachen Jazz ja nie zu früh anfangen) bekam sogar ein Ständchen: Plötzlich setzte sich Bandleader Delfeayo Marsalis auf den Bühnenrand, sprach sie an und stimmte die Titelmelodie der Sesame Street an, die wir zugegebenermaßen nur erkannten, weil der Rest des Publikums sofort mitsang – es klang ungefähr so wie hier in der Version der Hot Waffle Bigband. Mit der deutschen Variante „Der die das“ hatte das wenig gemein … Einfach klasse.
Ein wunderbar lässiger, gut gelaunter Abend und würdiger Abschluss unseres Aufenthalts in New Orleans. Morgen geht es per Inlandsflug nach Atlanta und von dort weiter in den Great Smoky Mountains National Park.
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