Wir waren bei den Kaaskoppen – so nennen die Niederländer die Bewohner Alkmaars. Die hübsche Stadt mit knapp 100.000 Einwohnern ist etwa 40 km von Amsterdam entfernt und eines der wichtigsten Käsezentren der Niederlande.
Der hier von April bis September wöchentlich abgehaltene Käsemarkt ist der älteste des Landes – seit 1365 werden Käselaibe in Alkmaar gewogen, den Markt gibt es seit 1622.
Das mit den Kaaskoppen kommt aus der Zeit der Belagerung Alkmaars durch die Spanier im 16. Jahrhundert. Die Einwohner trugen bei der Verteidigung ihrer Stadt Helme, die aus den Käseformen bestanden, in denen die Käselaibe geformt wurden. Käse ist enorm wichtig in Alkmaar. Der traditionelle Käsemarkt lockt jährlich über 100.000 Besucher in die Stadt. Zu Beginn nehmen die Käseprüfer mit Bohrern Proben aus einigen Laiben und beurteilen die Qualität durch Riechen, Fühlen und Schmecken. Der Kilopreis wird per Handschlag bestimmt, dann treten die Käseträger in Aktion, die den Käse auf hölzernen Tragen zur Waage bringen.
Übrigens wiegt ein Laib zwischen 12 und 15 Kilogramm, die Träger schleppen also zu zweit bis zu 120 Kilo – was auffällt, ist ihr schwingender Gleichschritt, mit dem sie die Last zügig zur Waage bringen. Dieser ist wichtig, denn wenn es holpert, sind die Dinger schnell weggerollt. Ist er gewogen, wird der Käse auf hölzernen Wagen abtransportiert.
Nebenbei können die Zuschauer immer wieder Käse verkosten, der von Damen im traditionellen Gewand (zugegeben – wir mussten natürlich an die „Frau Antje bringt Käse aus Holland“-Werbung denken …) gereicht wird.
Auch jenseits des ziemlich trubeligen Käsemarktes ist Alkmaar sehr sehenswert und total hübsch. Enge Gassen mit abwechslungsreichen Läden (wie etwa ein erstaunliches Schuhgeschäft für Übergrößen – habe erstmals Pumps Größe 45 und Männerschuhe Größe 50 gesichtet …) und hübsche Cafés an malerischen Grachten.
Highlight für die mitreisenden 4- bis 6-Jährigen war die Grachtenrundfahrt unter den enorm niedrigen Brücken durch, die immer wieder gelenkiges Abtauchen und Verrenken der Mitreisenden über 1,20 m Körpergröße erforderten, um Kopfverletzungen zu vermeiden.
Zwischen den Turnübungen unter den Brücken gab es Unmengen schöner Häuser zu sehen, natürlich in Kombination mit vielen Hollandrädern und entspannt aussehenden Bewohnern.
Aber besonders beeindruckt hat uns die Eisklingel: eine Klingel, die ein findiger Eisladenbesitzer an der Mauer vor seinem Laden angebracht hat. Bootsbesatzungen können hier klingeln und das Eis sozusagen „frei Boot“ in Empfang nehmen. Coole Sache, das!
Gegen Ende unserer Grachtrundfahrt begegnete uns noch ein Käseträger im Boot, der seine Ladung gut gelaunt nach Hause schipperte.
Die Bronzebüste des zumindest in Deutschland sicher berühmtesten Einwohners Alkmaars haben wir leider verpasst und erst zuhause in einer Broschüre entdeckt: Rudi Carrell war Alkmaarer. Hier, auf dem Podium der Gaststätte „Gulden Vlies“ hatte er seine ersten Auftritte, bevor es ihn ins Showbiz zog.
Eine wirklich nette und hübsche Stadt, dieses Alkmaar!
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