wissensdurst in NOLA

0
Jazz-Brunch unterm Blätterdach

Jazz-Brunch unterm Blätterdach

NOLA (New Orleans, Louisiana) – irgendwie mag ich diese Abkürzung ;-). Heute haben wir uns die Wissensdröhnung verpasst und außerdem ein paar New-Orleans-typische und Jazz-lastige Sachen gemacht bzw. noch vor. Los ging es morgens mit einem Brunch im traditionsreichen Restaurant „Court of Two Sisters“ in der Royal Street im French Quarter. Im riesigen Garten unterm Blätterdach (und den hier unvermeidlichen Ventilatoren) sitzt es sich sehr lauschig. Das überbordende Büffet mit riesiger Auswahl an Südstaaten-Leckereien und die Begleitmusik vom Jazztrio verzögern den Tagesablauf leicht, weil man einfach immer sitzen bleiben möchte.

Ausstellung über die Boswell Sisters, ziemlich swingy

Ausstellung über die Boswell Sisters, ziemlich swingy

Doch mich lockte es in die Historic New Orleans Collection ein paar Häuser weiter, wo es neben Stadtgeschichte derzeit eine Ausstellung über die Boswell Sisters gibt. Die drei Schwestern aus New Orleans prägten in den 1930er Jahren einen ganz eigenen Vokalsound und beeinflussten sowohl die (später viel populärer gewordenen) Andrew Sisters als auch Ella Fitzgerald. Die Ausstellung war klasse, mit Originalaufnahmen und viel Hintergrundinfos.

Danach gingen wir ins Louisiana State Museum, um uns die Ausstellung über den Hurrikan Katrina und seine Folgen anzuschauen. Puh, das war sehr beeindruckend. Man kommt rein und steht erstmal vor einem demolierten, schlammverkrusteten Flügel, der auf der Seite liegt – er gehörte Fats Domino und wurde genau so nach dem Hurrikan in Dominos Haus gefunden (und ich Depp habe das nicht fotografiert …). Dann geht es auf einer festen Route durch die Exponate, auf großen Leinwänden sind Filme vom Sturm zu sehen (da wurde es mir ganz anders …), wir hörten Zeitzeugen-Aufnahmen und sahen unfassbare Bilder.

An der Decke des Museumseingangs  erinnern diese Flaschen an die Opfer von Katrina

An der Decke des Museumseingangs erinnern diese Flaschen an die Opfer von Katrina

Das und die 3 Wochen Erfahrung mit dem wirklich anstrengenden Klima hier machten mich noch dankbarer, in einer sehr gemäßigten Klimazone zu leben. Wenn ich mir vorstelle, dass viele Menschen zum Teil tagelang in der prallen Sonne (Katrina schlug 2005 Ende August zu, also genau zu dieser Jahreszeit) auf ihren Dächern ausharren mussten, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, wie man das aushalten konnte. In der Tat sind auch viele an Hitzschlag oder Dehydration gestorben. Eine Installation aus Hunderten Flaschen mit Zetteln drin erinnert an die rund 1.800 Toten, die der Hurrikan forderte.

Spannende Erläuterungen im Backstreet Cúltural Museum

Spannende Erläuterungen im Backstreet Cúltural Museum

Dann fuhren wir zum Backstreet Cultural Museum, einer leicht skurrilen Sammlung von Devotionalen, Kostümen und Andenken von Jazz Funerals, Mardi-Gras-Umzügen und anderen Prozessionen der afro-amerikanischen Gemeinden in New Orleans. Am meisten haben mich die aufwendig mit Perlen bestickten Anzüge für den Mardi Gras beeindruckt. Sie werden von der Person, die sie trägt, selbst entworfen und in wochenlanger Handarbeit mit tausenden Perlen genäht und können bis zu 60 Kilo wiegen.

Morgen fahren wir ein Stück den Mississippi hoch zur Destrehan Plantation.

The following two tabs change content below.
Texterin, Redakteurin, Kolumnenschreiberin und Rumreiserin.
Share.

About Author

Texterin, Redakteurin, Kolumnenschreiberin und Rumreiserin.

Comments are closed.