Nein, wir sind nicht mit Alligatoren geschwommen, keine Sorge! Aber ich bin schon lange nicht mehr so nass geworden wie heute. Doch der Reihe nach: Heute vormittag fuhren wir eine knappe Dreiviertelstunde aus New Orleans raus nach Nordosten, zum Pearl River, der mit seinem Unterlauf die Grenze zwischen Louisiana und Mississippi bildet. Und wo es so aussieht, wie man sich die Gegend bei der Lektüre von Tom Sawyers und Huckleberry Finns Abenteuern vorstellt.
Wir haben eine Tour mit Cajun Encounters gebucht und besteigen nach der etwas länglichen Check-in-Prozedur ein flaches, aber beruhigenderweise mit einer ziemlich dicken Eisenreling gesichertes Boot für rund 20 Personen. Unser Captain heißt Gary und verbreitet erstmal launige Stimmung mit lockeren Sprüchen und witzig verpackten Sicherheitshinweisen. Nach dem Ablegen gibt Gary Gummi und saust mit uns auf den Fluss hinaus.
Es ist wie immer ziemlich schwül, sodass der Fahrtwind eine Wohltat ist. Wir passieren das Indian Village, eine Fischer-Siedlung, die nur vom Wasser aus erreichbar ist und größtenteils ziemlich mitgenommen aussieht. Und hier ungefähr fängt es an zu regnen. Zuerst etwas zögerlich, sodass es angenehm erfrischend ist, vom Fahrtwind mit Tröpfchen besprüht zu werden (das Boot hat glücklicherweise ein Dach, ist aber an den Seiten offen).
Doch kurz darauf beginnt einer dieser monsunartigen Platzregen, wie wir sie hier schon häufiger erlebt haben. Bisher waren die immer schnell wieder vorbei, doch heute hat das Wasser von oben deutlich mehr Ausdauer. Nach einer Weile sind wir von der Hüfte abwärts pitschnass, der Rest ist durch das Bootsdach geschützt. Als wir einem Boot ohne Dach begegnen, auf dem die Stimmung deutlich gedämpfter ist als auf unserem, finden wir die Nässe plötzlich gar nicht mehr so lästig.
Immer wieder zwischendrin sehen wir Alligatoren und Wasservögel, einmal auch eine Schildkröte und eine ziemlich fiese ziemlich große Spinne auf einem Baumstamm. Irgendwann hört es auf zu regnen und wir kommen an eine Stelle, an der gleich drei Alligatoren auf uns zuschwimmen. Beeindruckend, wie schnell sie sich im Wasser bewegen! Was ich etwas befremdlich finde: Gary lockt sie mit Marshmallows an und füttert sie dann mit Würstchen.
Natürlich ist es spannend, den Tieren so nah zu kommen und sie dabei zu beobachten, wie sie sich aus dem Wasser recken, um das Futter zu erreichen. Aber ob Marshmallows die richtige Diät für die Viecher sind? Ich weiß ja nicht. So bleibt ein schaler Nachgeschmack, gleichwohl ist die Tour interessant und unterhaltsam. Nach zwei Stunden klettern wir vom Boot, leeren unsere Schuhe aus und fahren zurück nach New Orleans, wo wir uns im Skulpturengarten nochmal so richtig nassregnen lassen – dieses Mal ohne Dach drüber und bis auf die Haut.
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