So, und heute war es mal wirklich ein Themenpark, wie ich ihn mir vorstelle: das Kennedy Space Center. Dabei bin ich eigentlich nur ein bisschen an Raumfahrt interessiert. Klar, das mit der Mondlandung hab ich grob im Kopf, und seit neulich folge ich dem deutschen Astronauten Alexander Gerst auf Facebook, weil er immer so tolle Bilder der Erde von der ISS postet. Aber so richtig Lust, einen ganzen Tag zwischen Raketen und Astronautengeschichten zu verbringen, hatte ich eigentlich nicht. Innerfamiliär bin ich da aber in einer Minderheit, also ging ich natürlich mit – und es hat sich absolut gelohnt!
Schon die Anfahrt ist speziell. Cape Canaveral bzw. Merritt Island, worauf das KSC liegt, ist Floridas Ostküste vorgelagert, man fährt ziemlich lange über eine schmale Straße, rechts und links nur Wasser. Fühlt sich schon ein bisschen wie Ende der Welt an, und ich empfand diesen Ort gefühlsmäßig als sehr geeignet, um Raketen ins Nichts zu schießen. Dabei gibt es ganz rationale Gründe für die Standortwahl: dünn besiedelt (zumindest bei der Gründung in den 1960ern) und nah am Äquator, sodass die Erdumdrehung optimal zur Beschleunigung ausgenutzt werden kann.
Das KSC ist deutlich kleiner als die großen Themenparks, die wir zuvor besucht hatten, und es gab weniger Gedränge am Eingang. Zuerst schauen wir uns die Ausstellung zur Geschichte der Raumfahrt an, von den Anfängen bis zur Mondlandung und natürlich mit Sputnik, Gagarin und allem anderen, was den Wettlauf zwischen USA und Sowjetunion damals anfachte.
Dann sehen wir im IMAX in 3D, wie das Leben auf der ISS so aussieht – wirklich unterhaltsam und beeindruckend. Später fahren wir mit dem Bus über das riesige Gelände, sehen diverse Startrampen, die Landebahn für Space Shuttles und das größte einstöckige Gebäude der Welt: das Vehicle Assembly Building, in dem Raketen zusammengebaut werden. Außerdem jede Menge Natur, denn das abgelegene Areal ist gleichzeitig ein Naturschutzgebiet, in dem sich ziemlich viel Getier tummelt.
Wir sehen Seekühe und ein Adlernest, und eigentlich erwartet man ständig, dass aus einem der sumpfigen Gewässer Alligatoren kriechen.Wir erfahren, dass vor Raketenstarts die Tiere per Feuerwerk verscheucht werden (in direkter Nähe der Startrampe würden sie verletzt bzw. getötet) und dass sie nach ein paar Tagen einfach zurückkommen.
Ziel der Bustour ist das Apollo/Saturn V Center, wo der Start einer Mondmission nachgestellt wird. Nach der Vorführung sehen wir eine Saturn-V-Rakete (der gleiche Typ, mit dem die Apollo 11 zum Mond flog) in Originalgröße. Beeindruckend! Das über 120 Meter lange Ding füllt eine riesige Halle, in der viel Info zu den Apollo-Missionen geboten ist – inklusive Presseschau, bei der sich zeigt, dass die Bildzeitung damals schon ein Händchen für eingängige Headlines hatte:Am Ende des Tages sind wir viel länger im KSC geblieben als geplant, es war einfach zu interessant. Gefördert wurde unsere Ausdauer auch durch die Tatsache, dass alles drinnen (= klimatisiert!) stattfand. Nur zwischen den Gebäuden waren wir der sengenden Sonne ausgesetzt, was gut auszuhalten war. Nach diesen drei trubeligen Tagen zieht es uns jetzt ans Meer – wir fahren an der Atlantikküste entlang bis nach St. Augustine und wollen von dort quer rüber an die Golfküste Nordfloridas, um uns gemächlich New Orleans zu nähern. Später dazu mehr.
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2 Kommentare
Hallo liebe Annette,
gerade habe ich Deinen interessanten Bericht über Euren Besuch im KSC gelesen. Zunächst sei gesagt, dass ich als alter Luft- und Raumfahrt-Fan Euch um dieses Erlebnis sehr beneide. Irgendwann will ich mir Cape Canaveral und den KSC auch mal in echt geben.
Kommentieren wollte ich aber eigentlich die Bildunterschrift „Sputnik, einst der Schrecken der USA“, denn die Worte „Sputnik“ und „Schrecken“ würde ich eher in die Umlaufbahn um ein anderes Foto schiessen. Ich erklär´ Dir warum:
Das Foto zeigt keinen Sputnik-Satelliten, sondern das „Engineering Model“ einer Sojus-Kapsel. Bei dem Teil ging´s in den frühen 70ern darum auszutüfteln, wie man eine amerikanische Apollo-Kapsel an eine sowjetische Sojus-Kapsel andocken kann, was dann im Juli 75 auch gelang. Dieses „Apollo-Soyuz-Test-Project“ wiederum war ein früher Meilenstein auf dem Weg vom tatsächlich schrecklichen Wettrüsten zu mehr friedlicher Kooperation zwischen den Supermächten, der ein paar Jahrzehnte später z.B. in die Entwicklung und den Betrieb der internationalen Raumstation mündete.
Wenn man sich´s überlegt, hat das abgebildete Ausstellungsstück sogar einen engen Bezug zur Gegenwart. Erstens, weil der Welt z.Zt. ein bisschen mehr Spirit der Aktion von damals nicht schaden würde und zweitens weil durch das Einmotten der Ami-Shuttles die altbewährten Sojus-Kapseln im Augenblick die einzigen Geschosse sind, mit denen man Leute zur ISS und wieder zurück bringen kann.
Soviel von mir. Bis zum Weihnachtstreffen!
LG, Gregor
Ich hab nur dieses Ding mit kyrillischer Aufschrift gesehen und anstatt mal die Schilder zu lesen, Sputnik drangeschrieben. Schlecht recherchiert, Asche auf mein Haupt. Ich danke Dir also herzlich für Deine Richtigstellung, das ist ja spannend. Ich hatte mich schon gewundert, als ich irgendwo las, dass Alexander Gerst per Sojus zur ISS chauffiert wurde. So viel also zu meiner Luft- und Raumfahrt-Affinität :-). Das KSC muss für Dich ja dann quasi eine Pilgerstätte sein, und ich geb Dir nen heißen Tipp (pun intended): Fahr nicht im August hin ;-). Lieben Gruß und ja, bis zum Weihnachtstreffen!