Gerade lief mir über Facebook und dort bei Wibke Ladwig die Blogparade zum Meer von Johannes Korten über den Weg. Und da muss ich mitmachen, denn seit dem 6. April 2013 habe ich Meer-Weh.
An diesem Tag kamen wir nach drei Monaten zurück aus Neuseeland, wo wir in Seh-, Hör- und Riechweite des Pazifiks wohnten. Ich konnte mal schnell 90 Treppenstufen runtergehen, zweimal um die Ecke biegen, einen Kaffee holen und mich an den Strand setzen. Auf dieses unfassbare Türkis in X Schattierungen starren. Das Rauschen hören, die Salzluft einatmen. Mehr braucht man doch eigentlich kaum zum Leben, oder? Naja. OK. Ein paar mehr Dinge schon. Aber nicht viele!
Ich war früher schon immer gern am und im Meer, aber seit ich es erstmals länger am Stück hatte, fehlt es mir so richtig. Das „im“ hat sich inzwischen etwas reduziert, denn mein Respekt vor seiner Kraft ist gestiegen. Der vor seinen Bewohnern auch. Dennoch mag ich noch immer die wilderen Meere wie die Nordsee. Dänemark! Glückliche Kindheits-Sommer-Urlaube! Und der Atlantik! Als Teenager habe ich mich kopfüber reingestürzt, mich von seinen Brechern umherwirbeln lassen, bis ich nicht mehr wusste, wo oben und unten ist, Salzwasser geschluckt und nachher den durchgekühlten Körper in der Sonne wieder gewärmt. Dem Mittelmeer und der Ostsee konnte und kann ich nicht so viel abgewinnen. Zu brav.
Die letzten fünf Sommer haben wir an der belgischen und holländischen Nordsee verbracht, wo man die Kids einfach in den Sand pflanzt, die Eltern aufs Meer gucken, alle sich durchpusten lassen und glücklich sind.
Und jetzt der Pazifik. Bei unserer ersten Reise nach NZ vor 11 Jahren war ich schon von ihm beeindruckt. Habe meine nicht unbeträchtliche Tiefenangst überwunden und bin im Tiefsee-Canyon vor Kaikoura mit Delfinen geschwommen. Habe Wellenreiten probiert und dann befunden, dass es erfüllender ist, den Surferboys vom Strand aus zuzusehen. Wir stellten damals häufig das Wohnmobil mit Blick aufs Meer ab, weil der Tag glücklicher beginnt, wenn man gleich nach dem Aufwachen aufs Wasser schauen kann.
Und was ist noch schöner, als morgens aufs Meer zu schauen? Abends aufs Meer zu schauen. Deswegen gehören Abendpicknicks seit Jahren fest zu unserer Nordseeurlaubs-Routine. Geht ganz einfach: Nach einem sonnigen Badetag einfach sitzenbleiben und warten, bis fast alle anderen weg sind und sich das Licht auf Abend dreht. Dann die mitgebrachten Leckereien aus der Kühltasche fischen, den Wein aufmachen und die Kids beobachten, wie sie in bunten Frotteekuschelsachen und mit salzverkrustetem Haar in den Dünen rumstromern. Den Reitern zuschauen, die jetzt beginnen an der Wasserlinie entlang zu galoppieren. Ebenso den Hunden, die nach 19 Uhr wieder freilaufen dürfen und sich laut bellend allem hinterherstürzen, was ihre Zweibeiner werfen.
Irgendwann kurz vor Sonnenuntergang sammeln wir dann die Gören ein, stopfen sie in den Bollerwagen und schlendern nach Hause. Herrlich.
In Neuseeland fuhren wir häufig gegen Abend mal kurz zu dem Strand, an dem es praktischerweise einen Imbiss mit Eisladen gab, stellten die Basisversorgung sicher und bohrten einfach ein bisschen mit den Zehen im Sand.
Mal schnell in ein paar Minuten dort sein und kurz Meer-Stimmung tanken, vor allem abends – das fehlt mir und das macht mein Meer-Weh aus.
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5 Kommentare
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Na, das hab ich ja grad noch rechtzeitig gelesen – schöner Beitrag und schöne Blogparade, da mach ich mir gleich mal ein paar wichtige GEdanken …
Neuseeland. Bei mir eher neusehnsuchtsland. irgendwann werde ich ihn mir erfüllen, den traum. danke für den wundervollen text zur meerparade.
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