pelz aufm fels

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Zwei Tage verbrachten wir hauptsächlich mit Fahren, denn irgendwie mussten wir ja die 500 Kilometer vom wunderbaren Mount Cook bis ins wunderbare Kaikoura hinter uns bringen. Hier waren wir dann viel auf dem und im Wasser, denn Kaikoura ist das Mekka der Encounters. Da sehr nah an der Küste ein Tiefseegraben beginnt, der bis zu 1.600 Meter tief ist und günstige Strömungen hat, also viel Großsäuger-Nahrung nach oben spült, leben in der See vor Kaikoura dauerhaft viele Wale, Delphine und andere spannende Meeresbewohner und -anrainer. Das hat dem Städtchen eine lebhafte Tourismusindustrie verschafft – und dem Besucher die Qual der Wahl: lieber mit Seehunden oder mit Delphinen schwimmen? Wale vom Schiff aus beobachten oder mit dem Heli drüberfliegen? Albatrosse besuchen oder tauchen? Wer lieber an Land bleibt, kann reiten oder wandern.

Heute Vormittag stand für uns zunächst Schwimmen mit Pelzrobben auf dem Programm. Zuerst bekamen wir im Büro Sicherheitshinweise und Verhaltensempfehlungen (nicht direkt auf die Robben zuschwimmen, nicht zu viel Geplätscher mit den Flossen veranstalten, nicht nach den Pelzträgern greifen, auf keinen Fall an Land gehen usw.). Dann wurden uns per Augenmaß perfekt sitzende Ganzkörperkondome Neoprenanzüge plus Taucherbrillen, Schnorchel und Flossen verpasst. Mit dem Bus ging es zum Anleger und von dort aus mit einem ziemlich kleinen Boot über die Bucht zur Robbenkolonie. Praktischerweise waren wir dadurch schon nass, bevor wir am Ziel ins Wasser gingen, denn das Wetter war etwas rau und Graeme, der Bootsführer, fuhr einen heißen Reifen. Am Pelzrobbenfelsen angekommen, durften wir ins Wasser – sogar die Zaubermaus war dabei, allerdings noch zusätzlich mit Schwimmhilfen gesichert und unter 1:1-Betreuung von Graeme.

Leider spielte das Wetter nicht so recht mit – es war regnerisch und trüb, und dann bleiben die Robben eher an Land, wurde uns erklärt. Ist es sonnig, gehen sie häufiger ins Wasser, um sich abzukühlen. Irgendwie logisch. Aber ganz zum Schluss wurde unsere Geduld belohnt und eine ließ sich dazu herab, ein bisschen mit uns rumzuplantschen. Wir kamen sehr nah an sie (besser: ihn, denn es war ein Robbenmännchen) heran, er drehte sich, kratzte sich am Bauch und schien die geballte Aufmerksamkeit zu genießen. Einer Robbe so nah zu kommen, dass man ihre Schnurrbarthaare zählen kann, ist ein tolles Erlebnis. Da man uns vorher gesagt hatte, man solle das Verhalten der Robben spiegeln, hatte das teilweise was von Synchronschwimmen. Nur ohne Lidschatten und Nasenklammer.

Noch ein Wort zum Veranstalter, weil es uns so gut gefallen hat: Seal Swim Kaikoura ist ein Familienunternehmen, das uns ein tolles Erlebnis beschert und uns sehr persönlich betreut hat. Die ganze Truppe ist mit Herzblut dabei, und wir bekamen am Ende sogar eine Rückerstattung, weil „nur eine Robbe“ wohl nicht dem Qualitätsanspruch genügte. Das fanden wir schon fast ein bisschen beschämend, denn wir fanden es ganz großartig! Und damit der Beitrag nicht zu lang wird, schreib ich lieber morgen erst übers Whale Watching ;-).

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2 Kommentare

  1. Hihi, Synchronschwimmen mit Robbe, das hat ja wirklich was ;-). Toll. Das möchte ich auch mal erleben. Du fixt mich hier richtig an mit deinen Berichten, Annette!

  2. Liebe Annette,
    “Pelz aufm Fels” haben wir in Chile auch öfter gesehen – und es genau so genannt. Bei uns waren es Seelöwen. Bei einer Bootsfahrt auf den, nun ja, doch recht bewegten Pazifik kamen wir dem Pelz einer vorgelagerten Insel auch so nahe, dass wir einzelnen seiner Bestandteile die Flossen hätten schütteln können. Taten wir nicht, aber fotografiert haben wir sie: Auch ohne Tele kamen sie im Bild ganz groß raus! Tolle Sache, aber mit den Pelzlingen mal ‘ne Runde planschen zu gehen, ist sicherlich noch schöner!
    Weiterhin viel Spaß mit dem NZ-Getier an Land und auf See und Grüße aus deiner seit Tagen verschneiten Wahlheimat!