die entdeckung der langsamkeit

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Dieses Reisen im Campervan entschleunigt ja ungemein. Da ist nix mit mal eben schnell losfahren – bevor sich das mobile Heim nach einer Übernachtung wieder in Bewegung setzen kann, muss alles, was nicht niet- und nagelfest ist, verrutschsicher vertäut und diverses andere überprüft werden. Die Checkliste vor der Abfahrt ist gefühlt kaum weniger umfangreich als die eines Piloten vor dem Start eines A380 (etwa so beweglich ist dieser Kleinlaster mit Schneckenhaus obendrauf auch – nur leider nicht so schnell).

Im Innenraum überprüfen wir:

  • Alle Schubladen- und Schrankknöpfe versenkt (sonst beschert die erste Kurve ein lustiges, allerdings wenig rhythmisches Konzert aus aufklappenden Türen und ausfahrenden Schubladen)?
  • Dachluken zu (können sonst wegfliegen)? Hierauf wird man in der Regel zwar nach wenigen 100 Metern von freundlichen Einheimischen durch energisches Winken und Zeigen darauf aufmerksam gemacht. Dieser Sicherungsmechanismus entfällt jedoch bei Fahrten durch dünn besiedelte Gegenden.
  • Wasserheizung und -pumpe abgestellt?
  • Innenraumheizung abgestellt?

Außen ist zu überpüfen:

  • Netzstecker gezogen? Laut Vermieter „on top of the list“ der dümmsten, aber gleichzeitig folgenschweren Missgeschicke verpeilter Touristen, die sich vielleicht über den Ruck wundern, aber dann lustig das ca. 20 Meter lange Kabel durch die Gegend schleppen.
  • Gasflasche zugedreht?

Dann fährt man los zur Dump Station, wo man Brauchwasser und Toiletteninhalt loswerden und Frischwasser nachfüllen kann (bitte auf verschiedene Schläuche achten …). Also, wenn man nicht gerade Frühaufsteher ist, kommt man vor dem späten Vormittag nicht ohne Stress los. Der Entschleunigungsfaktor Kind (nochmal aufs Trampolin, nochmal Enten füttern, nochmal auf den Spielplatz usw.) und zusätzlich das aufwendige Entwirren des Kabelsalats vor der Abfahrt tun ihr Übriges dazu.

Auch die Reisegeschwindigkeit selbst ist eher beschaulich – fährt man 90 Sachen, bekommt man schon Überschallfeeling. Das Ding gilt als Laster und fühlt sich auch so an. Derzeit befinden wir uns ja noch auf dem Highway 1 an der Ostküste, wo man vergleichsweise flott vorankommt. Auf den engen Straßen im Westen wird sich das Tempo aber erfahrungsgemäß nochmal deutlich reduzieren, wenn nicht halbieren.

Das macht aber überhaupt nichts, denn schließlich sind wir nicht auf der Flucht.

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Texterin, Redakteurin, Kolumnenschreiberin und Rumreiserin.
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6 Kommentare

  1. Du wirst sehen, in ein paar Tagen ist das alles Routine und keine Erwähnung mehr wert ;)) Gutes Eingewöhnen! 30 Stunden Anreise: Das hat mich sehr beeindruckt! Ihr seid toll! Viel Spaß!!!

  2. …sieht irgendwie vertraut aus, das mit den Kabeln (hab ich glaub ich schon mal in HD gesehen :-))…
    Gute Fahrt weiterhin.
    Li

  3. Als erstes würde ich dir als kaltmamsell raten den Kabelsalat zu kochen, dann habt ihrs gleich einfacher.
    Viel Spaß beim Entschleunigen.

    Liebe Grüße
    Nik

  4. ich hoffe doch, dass hagen eine extraration haftnotizzettel mitgenommen hat… :)

  5. Entzückend: Penguins Crossing! (Ich will Pinguin-Fotos!!!!!)

    Ja, das mit der Langsamkeit ist vermutlich GENAU das richtige Kontrastprogramm für zwei Yups mit Kind :-)

    Super, dass Du uns auf dem Laufenden hältst. Ich hab fast das Gefühl, als wär ich dabei.

  6. Huhu, wie wärs, wenn Ihr die Zaubermaus mit dem Abarbeiten der Checkliste beauftragt? Dann könnt Ihr länger schlafen und sie ist beschäftigt ;-))))
    Beneide Euch! Ich sitze seit 06:55 Uhr in der KFZ Zulassungsstelle, um unser Wohnmobil überhaupt erstmal anzumelden… und es sind immer noch 10 Leute vor mir…
    Küsse!