Wir haben drei Tage in Floridas Themenparks hinter uns. Orlando ist das Mekka der Vergnügungssüchtigen – mit der nötigen Ausdauer und Liquidität kann man hier tagelang von Park zu Park hoppen, ohne irgendwas anderes zu unternehmen. Disney World, Seaworld, Aquatica, Epcot, Wet’n’Wild, Universal Studios, Legoland, Island of Adventures, Kennedy Space Center – you name it. Im Umkreis von einer Stunde Autofahrt um die Stadt sind sie alle zu finden.
„Und, wie war’s?“
Sagen wir es mal so: Meine Erwartungen wurden nicht übertroffen, aber auch nicht wirklich enttäuscht, denn ich hatte in erster Linie quietschbunten Kommerz erwartet – und genau das kriegt man auch. Disney World zum Beispiel hätte ich mir freiwillig nicht angetan, da ergaben wir uns aber dem Gequengel Wunsch der Zaubermaus. Das „Magic Kingdom„, der Klassiker unter den Disney-Themenparks, stand daher auch als erster auf dem Programm. Morgens kurz nach 9 rollen wir aufs Gelände und sind sofort fasziniert von der Logistik, die im Durchschnitt täglich über 50.000 Besucher (laut Wikipedia war der Park mit 18,6 Mio. Besuchern im Jahr 2013 der meistbesuchte Themenpark der Welt) durchschleust.
Los geht es auf den riesigen Parkplätzen, wo unzählige Ordner die anrollende Autoflut zügig einsortieren und die aus den Fahrzeugen quellenden Menschen lemminggleich zum Terminal der Transportzüge dirigieren. Die Trains – ich überlege seit Stunden, wie diese Dinger bei uns heißen: von Treckern (in den USA eher von Pickups) gezogene offene Wagen, mehrere aneinandergereiht. In meiner südpfälzischen Heimat heißen die Schoppebähnel, denn sie fahren fröhliche Weinfestbesucher nach Verlust der Fahrtüchtigkeit wieder nach Hause. Ich schweife ab …
Die Dinger karren uns zum Haupteingang, und fürsorglich werden wir vorher von den Ordnern an unsere Parkplatzreihe erinnert (Simba 58) und im Bähnel mehrfach per Lautsprecher ermahnt, dass wir auch den richtigen Train zurück nehmen müssen, um das Auto wiederzufinden. Nach Taschenkontrolle, Ticket- und Fingerabdruckscan (datenschutzempfindlich darf man hier einfach nicht sein) landen wir auf der Main Street, wo sofort die Merchandising-Welle über uns hereinbricht. Die Zaubermaus geht ab sofort als Minniemaus, denn die erforderlichen Glitzer-Ohren und sonstigen Accessoires gibt es natürlich überall.
Unser erstes Ziel ist das Cinderella-Schloss, ansonsten sind wir recht planlos und lassen uns eher treiben. Das ist – wie sich schnell zeigt – kein schlauer Ansatz, denn die beliebtesten Attraktionen haben natürlich schon am späten Vormittag unfassbare Wartezeiten. Mit FastPass (eine Art VIP-Ticket, als dessen Inhaber man Warteschlangen hinter sich lassen kann) ginge es schneller, aber dazu müsste man erstmal wissen, was man überhaupt sehen bzw. fahren mag, um einen FastPass erwerben zu können. Profis erledigen das vorher, aber so reisen wir einfach nicht.
So verbringen wir einen recht planlosen Tag in diesem quietschbunten Universum, sehen per Zufall die Parade, fahren Dumbo-Karussell und Pluto-Achterbahn, kaufen sinnlosen und überteuerten, gleichwohl niedlichen Kram in einem der Trillionen Shops und schleppen uns am späten Nachmittag erschöpft und verschwitzt zurück zu Simba 58, wo unser glühendes Auto brav auf uns wartet. 39 Grad im Schatten sind einfach zu viel, aber dafür kann ja der Themenpark nichts.
Fazit der Zaubermaus: „Irgendwie habe ich mir das anders vorgestellt. Ich habe gedacht, dass man da mehr mitmachen kann“. Fazit des Liebsten: „Das ist wie eine Mischung aus Rummel und Karnevalsumzug“. Mein Fazit: „Interessante Erfahrung, muss ich nicht nochmal haben. Aber wenigstens bin ich nach Jahrzehnten mal wieder Achterbahn gefahren und habe die Maus damit angefixt ;-)“.
Über die Universal Studios und das Kennedy Space Center schreibe ich noch separate Einträge. So viel sei vorab verraten: Es wurde täglich besser :).
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